Microservices vs. Monolithen: Vor- und Nachteile
In der Praxis hängt der beste Architekturansatz oft vom Kontext ab. Monolithen bündeln alle Funktionen in einer Anwendung, Microservices teilen die Software in kleine, unabhängige Dienste. Beide Wege haben ihre Berechtigung – und ihre Fallstricke. Wichtige Entscheidungen entstehen aus Teamgröße, Geschäftsanforderungen und dem gewünschten Tempo bei Änderungen.
Ein Monolith ist eine einzige, zusammenhängende Anwendung. Alle Funktionen arbeiten im selben Prozess, teilen sich Daten und Deployments. Das erleichtert Start, Tests und Wartung am Anfang. Änderungen erfolgen meist mit einem einzigen Build, sodass der Release-Prozess überschaubar bleibt. Doch mit wachsender Komplexität wachsen auch Risiko und Koordinationsbedarf. Große Änderungen betreffen oft viele Funktionsbereiche.
Microservices gliedern die Anwendung in mehrere, kleinere Dienste. Jeder Dienst hat eigene Daten, API-Schnittstellen und oft ein eigenes Deployment. Die Vorteile sind klar: einzelne Bereiche können unabhängig skaliert, neue Technologien gezielt getestet und Teamabteilungen autonom arbeiten. Gleichzeitig entstehen neue Herausforderungen: Netzwerklaufzeiten statt Inprozess-Aufrufen, verteilte Transaktionen, Observability und ein erhöhter Aufwand bei Infrastruktur, Tests und Deployment.
Vorteile von Microservices:
- Unabhängige Deployments ermöglichen schnellere Iterationen.
- Teamautonomie und klare Domänenverantwortung.
- Technische Vielfalt und gezielte Skalierung einzelner Bereiche.
Nachteile von Microservices:
- Höherer operativer Aufwand für Monitoring, Logging und Sicherheit.
- Komplexität bei Datenkonsistenz über Dienste hinweg.
- Höhere Startkosten für Infrastruktur, Tests und Debugging.
Vorteile des Monolithen:
- Einfachere Entwicklung und Tests, konsistenter Datenbestand.
- Geringerer Overhead bei Deployment und Infrastruktur.
- Schnelle erste Schritte, besonders für neue Produkte.
Nachteile des Monolithen:
- Skalierung der gesamten Anwendung bei Engpässen.
- Langsame Releases bei vielen Funktionen.
- Teamgrenzen und Koordinationsbedarf bei größeren Änderungen.
Hybride Ansätze sind häufig sinnvoll: Ein Kernmonolith mit klar abgegrenzten, stabilen Teilen, die sich als Microservices entkoppeln lassen. So bleibt der Start überschaubar, während sich mit der Zeit gut begrenzte Bereiche externisieren lassen.
Wichtige technische Aspekte sollten Sie früh beachten: API-Gateway oder Service Mesh, Observability mit Logs, Metriken und Tracing, sowie eine klare Deployment-Strategie. Eine gute API-Schnittstelle und automatisierte Tests helfen, beide Welten miteinander abzubilden.
Beispiel: Ein kleiner Online-Shop beginnt mit einem Monolithen. Mit Wachstum wachsen auch Produktkatalog, Benutzerverwaltung und Bestellungen unterschiedlich stark. Erste Services für Benutzer und Bestellungen können extrahiert werden, ohne alles sofort zu trennen. Entscheidend bleibt eine klare API, stabile Verträge und ein automatisiertes Deployment, das Änderungen sicher releast.
Fazit: Weder Microservices noch Monolith sind per se besser. Die beste Wahl ergibt sich aus dem Kontext, der Teamstruktur und dem technischen Zielbild. Ziel ist eine stabile, wartbare Architektur, die Teams befähigt, zuverlässig zu liefern.
Key Takeaways
- Monolithen eignen sich gut für den Start und einfache Tests, wenn der Funktionsumfang überschaubar bleibt.
- Microservices bieten Skalierung und Teamautonomie, erhöhen aber Komplexität und Betriebskosten.
- Starten Sie pragmatisch, beobachten Sie Engpässe und planen Sie eine schrittweise, klare Aufteilung bei Bedarf.