Agile Methoden frisch umgesetzt: Von Scrum zu Kanban
Viele Teams arbeiten heute mit Scrum, wenn es um komplexe Softwareprojekte geht. Doch der Druck, Lieferungen schneller sichtbar zu machen und Engpässe früh zu erkennen, wächst. Kanban bietet hier eine passende Ergänzung: Es fokussiert den Arbeitsfluss statt fester Sprints, reduziert unnötige Rituale und zeigt den Fortschritt auf einen Blick. Der Wechsel von Scrum zu Kanban ist kein radikaler Bruch, sondern eine schrittweise Umstellung, die Transparenz, Verantwortung und kontinuierliche Verbesserung in den Vordergrund stellt.
Was bleibt? Werte wie Zusammenarbeit, Transparenz und Qualität. Was sich ändert? Die Fokussierung auf den Fluss der Arbeit statt auf abgeschlossene Iterationen. In Kanban gibt es keine vorgeschriebenen Rollen oder festen Iterationen; Teams bestimmen selbst, wie oft sie sich austauschen. Bestehende Product Owner bleiben wichtig, doch Planung und Priorisierung erfolgen fortlaufend. WIP-Limits helfen, Überlastung zu vermeiden, und regelmäßige Reviews richten den Blick stärker auf Ergebnisse statt auf Sprintziele. Der tägliche Austausch bleibt sinnvoll, wird aber weniger ritualisiert und stärker auf den aktuellen Fluss ausgerichtet.
So startest du mit Kanban: Visualisiere die Arbeit mit einem Board, das typischerweise die Spalten Backlog, Ready, In Progress, Review und Done zeigt. Lege klare WIP-Limits fest, zum Beispiel 4 für Entwicklung, 2 für Testing. Nutze das Pull-Prinzip: Neue Arbeiten dürfen nur dann gestartet werden, wenn Kapazität frei ist. Definiere Policies, die festhalten, wann eine Karte weiterwandert. Ergänze das Board um Messgrößen wie Lead Time und Durchfluss, und beobachte regelmäßig den Cumulative Flow Diagram. Halte kurze, regelmäßige Check-ins, damit Hindernisse früh erkannt werden.
Beispiel aus der Praxis: Ein Web-Team reduziert Sprints von zwei Wochen auf kontinuierlichen Fluss. Das Board wandert von fünf Spalten zu einem schlanken Muster mit klaren WIP-Limits. Die Durchlaufzeiten sinken, Engpässe werden sichtbar, und Bugs landen schneller in der Retest-Phase. Wichtig ist, klein zu starten, Feedback zeitnah zu berücksichtigen und die Daten nüchtern zu interpretieren. Mit diesem Rahmen gelingt der Umstieg oft sanft und wirkt sich positiv auf Motivation und Lieferfähigkeit aus.
Häufige Stolpersteine lassen sich vermeiden, wenn man:
- schrittweise vorgeht und klare Start-Events definiert
- das Team in die Board-Definition einbindet
- Erfolge regelmäßig misst und kommuniziert
- auf unnötige Metadaten verzichtet und echte Engpässe priorisiert
Key Takeaways
- Kanban ergänzt Scrum sinnvoll, indem es Fluss und Transparenz stärker fokussiert.
- WIP-Limits, Pull-Prinzip und kontinuierliche Planung verbessern Durchsatz und Vorhersagbarkeit.
- Mit kleinem Start, regelmäßigen Reviews und nüchterner Datenanalyse gelingt der Übergang oft problemlos.